Alltag mit Pflegekind

Der Alltag mit unserer Pflegetochter unterscheidet sich heute nicht vom Alltag anderer Familien. Unsere Pflegetochter ist fester Bestandteil unseres Lebens und unserer Herzen. Viermal im Jahr besuchen wir die leibliche Mutter und ungefähr genauso oft treffen wir die Pflegerin. Die Biographie unserer Tochter ist Bestandteil unseres Alltags, ihre leiblichen Eltern und die Bereitschaftspflegefamilie gehören einfach dazu. Unser Freundeskreis besteht neben unseren kinderlosen Freunden aus Mama-Papa-Kind-, Mama-Mama-Kind- und Papa-Papa-Kind-Familien. Die einen mit leiblichen, die anderen mit Pflegekindern. Ein bunter Haufen eben. 

 

Sicherlich waren wir in der Anfangsphase mit unserer Pflegetochter eher vorsichtiger. So mussten selbst Familienmitglieder lange warten, bis wir sie mal aus der Hand gaben. Für uns war es wichtig, dass nach dem großen Umbruch für die Maus erstmal eine Konstanz her musste, die wir vor allem in uns als ihren festen Bindungspersonen sahen. Eine emotionale Herausforderung waren für uns vor allem die ersten Tage mit der Maus zu Hause. Man merkte ihr deutlich ihre Verunsicherung an. Natürlich konnte eine Decke mit dem Geruch der Bereitschaftspflege und all das Spielzeug und die Kleider aus dieser Zeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass unser Kind gerade den größten Umbruch in seinem bisherigen Leben erlebte. Wir fühlten uns ganz schlecht. Klar hätte dieser Umbruch bei jedem Wechsel in eine Dauerpflegefamilie stattgefunden, aber hier waren wir es, die dem Kind dies "antaten". Gott sei Dank fand sich die Maus schnell bei uns ein und hatte durch die Zeit der Anbahnung auch schon Vertrauen in uns gefasst. Wir wuchsen täglich ein Stück näher zusammen. 

 

Ich kann hier nur für mich sprechen, (denn schon bei meiner Frau war es anders) aber bei mir hat es schon eine Weile gedauert bis ich mich an die neue Lebenssituation gewöhnt hatte. Raus aus dem Job- rein in die Mama-Rolle und das von jetzt auf gleich... Auch die Bindung zu unserer Maus wuchs bei mir langsam und wurde erst von Tag zu Tag fester. Ich war vom ersten Tag an ihre Beschützerin, ihre Versorgerin, diejenige, die mit meiner Frau nun Verantwortung für dieses kleine Wesen hatte, das wir wunderbar fanden. Aber (und das traut man sich fast nicht sagen) diese innige Mutter-Kind-Bindung, diese große tiefe Liebe, die musste bei mir wachsen. Umso schöner, als ich plötzlich merkte, wie sie da war.