Wie sind Pflegekinder denn so?

Die Frage klingt komisch, aber - Hand aufs Herz - ich habe sie mir auch gestellt, ganz dämlich mit dem Vorurteil im Kopf, dass man einem Pflegekind ansieht, dass es ein Pflegekind ist. 

Dem ist aber natürlich nicht so. Pflegekinder sind vor allem eins: KINDER! Und jeder weiß: Keines gleicht dem Anderen. 

 

Es gibt Pflegekinder, die trotz Bindungsabbrüchen und ihren gelebten Erfahrungen ziemlich gerade durchs Lebens gehen, keine Auffälligkeiten zeigen. Es gibt Pflegekinder, die viel Kraft und Hilfe brauchen, weil sie traumatisiert sind und/oder Bindungsstörungen haben. Es gibt Pflegekinder, die aufgrund ihres schweren Starts entwicklungsverzögert sind (und manchmal auch bleiben) oder es gibt leider viele Pflegekinder, die Schädigungen aufgrund von Drogen- und Alkoholkonsum der leiblichen Mutter in der Schwangerschaft davongetragen haben. Gerade Alkoholschädigungen sind dann auch wirklich optisch sichtbar. Und diese Palette könnte man jetzt endlos fortsetzen, weil es so viel gibt. Aber eben nicht immer geben muss!

 

Fakt ist: als Pflegeeltern muss man sich dessen bewusst sein, dass es unmöglich ist, Prognosen zu stellen. Da gibt es das Kind, das als gesunder Säugling vermittelt wird und sich später eine schwere Behinderung rauskristallisiert. Da gibt es den 4jährigen mit einem furchtbar großen Rucksack und einer schlechten Prognose, der mit Hilfe seiner Pflegefamilie eine normale Entwicklung nimmt. Da gibt es Kinder, die sich gut entwickeln würden, wenn sie nicht ständig die von den leiblichen Eltern erstrittenen Besuchskontakte wahrnehmen müssten, die ihre Entwicklung wieder hemmen oder sie Rückschritte machen lassen.

Als Pflegeeltern sollte man daher ein bisschen abenteuerlustig sein, offen für Neues, man sollte sich Hilfe holen können und die Lebensplanung sollte möglicherweise nicht in Stein gemeißelt sein;-)