In Afrika sagt man, dass es ein ganzes Dorf braucht...

...um Kinder zu erziehen. Seit gestern weiß ich zumindest, dass es einen großen Freundeskreis und Familie braucht, um annähernd eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestemmt zu bekommen. Nein, eigentlich weiß ich das schon, seit ich wieder arbeiten gehe, aber gestern wurde es mir mal wieder deutlich vor Augen geführt.

Schauen wir uns die Situation einmal an, die allein schon gereicht hätte: 

  1. die Frau, die sonst freitags frei hat, um sich um das Kind zu kümmern - während man selbst 10 Std im Laden steht - hat selbst einen Arbeitstermin
  2.  Dennoch habe ich es, obwohl keiner der sonst babysittenden Leute Zeit hat, geschafft, den Nachmittag irgendwie mit Kinderbetreuung abzudecken: Mittagspause wird genutzt, um Kind aus dem Kiga abzuholen und dem besten Freund zu übergeben, der sie zunächst bespaßt und sie dann für die letzten 1,5 Std. in den Laden bringt, wo Kind sich - dank Spielwaren - super beschäftigen kann.

Und nun betrachten wir die eingebauten Schwierigkeitsstufen - also das Kapitel 743: Arbeitende Mama für Fortgeschrittene:

  1. Aufgrund menschlichem Versagens ist überhaupt kein 2. Kollege im Laden eingeteilt, der die Mittagspause abdeckt, in der das Kind geholt werden soll.
  2. Der beste Freund darf das Kind nicht aus dem Kiga abholen, da er nicht auf der Liste für abholende Personen steht.
  3. Personen, die auf der Liste für abzuholende Personen stehen und sonst IMMER abholen, holen an diesem Tag nicht ab, können also das Kind nicht dem besten Freund übergeben.
  4. Nachdem dieses Abholproblem mittels 20 Telefonaten (in vollem Laden) und DANK des einzigen Kollegen, der genau 30 Minuten Zeit hat, gelöst wurde (ich rein in die U-Bahn, zum Kiga, Kind rausgezerrt, wieder in die U-Bahn, zurück zum Laden, Freund übergeben...), ist das Kind heute nicht bereit, den Plan mitzuverfolgen und steht nach nicht so langer Zeit wieder mit Freund im Laden.
  5. Kind im Laden, wenn zwei Mitarbeiter da sind, geht gut. Kind mit mir allein im Laden, wenn am Freitag der Laden voll ist, geht nicht gut. Kind muss Pipi, hat klebrige Hände, Kunden wollen Bestellungen aufgeben, beraten werden oder brauchen einfach Aufmerksamkeit und haben kein Verständnis für arbeitende Mütter, denen gerade die Hütte brennt. 

Was nun? Nachdem ich Kapitel 742 (Nimm Hilfe an, bevor du verreckst) schon gelesen hatte, wusste ich dann Gott sei Dank was zu tun ist. Um keinen Nervenzusammenbruch vor laufender Kundschaft zu erleiden, wurde noch eine Person mit ins Boot geholt, besser gesagt unsere ganze tolle Nachbarsfamilie: Freund brachte Kind dann dahin, ich arbeitet zu Ende und hetzte dann heim. 

 

Es gibt einfach diese Tage, an denen ich mich frage, warum wir Frauen eigentlich nochmal arbeiten wollten... Was wäre so schlimm daran, strickend neben dem Kind am Sandkasten zu sitzen und sich mit den anderen strickenden Müttern zu unterhalten? Mit Ausnahme, dass ich nicht stricken kann: GARNICHTS!!!!

 

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