Ehe für Alle - Eine Betroffene berichtet

Nun ist es also passiert. Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare könnte kommen und damit wären wir unseren verheirateten Freunden gleichgestellt. Eigentlich eine schöne Nachricht, wenn man sich nicht auf dem Weg dahin so viele Meinungen anhören müsste. Diese Woche war eine Woche, die politisch und dadurch natürlich medial im Zeichen dieser großen Entscheidung stand und so konnte man gar nicht umhin, sich die diversen Meinungen dazu anzuhören bzw. manchmal auch eher anzutun. 

Als "Betroffene" lässt mich dies persönlich nicht kalt. Ich fühle mich nie gut, wenn ich Diskussionen beiwohnen muss, die meine Lebensform kommentieren, ob nun (gut gemeint) positiv oder negativ.

Ich werde vor allem sauer bei dem Satz: "Jeder soll so leben wie er will", weil es meiner Meinung nach nicht stimmt. Selbst wenn ich anders wollte, könnte ich nicht. Es ist in mir, dass ich mich nur in Frauen verlieben kann. Und ich schwöre, dass ich's wirklich andersrum versucht hab;-) 

Selbst zu akzeptieren, dass man in dieser Hinsicht zu einer Minderheit gehört war und ist für mich ein langer Weg und ich hätte ganz oft gern einfach eine gute Fee gehabt, die mich doch bitte "hetero" macht. Das hätte so vieles im Leben einfacher gemacht... 

Die gute Fee kam nicht bzw. sie hielt das "umpolen" wohl für Blödsinn. Sie schickte mir lieber meine Frau und unsere wunderbare Tochter. Aber gerade in dieser Woche, wo ich so dankbar sein müsste, dass wir als Familie nun auch gesellschaftlich immer anerkannter werden, da sticht es in meinem Herzen manchmal ganz furchtbar. Denn in meinem kleinen Alltag vergesse ich manchmal, dass wir "nicht normal" sind. Und die Erkenntnis, dass meine Lebensform auf die Akzeptanz Anderer angewiesen ist, tut mir persönlich verdammt weh. 

Wann wird der Mensch verstehen, dass es in der Natur einfach selten vorkommende genetische Eigenschaften gibt? Oder wie war das nochmal mit den Rothaarigen und Linkshändern?

 

In diesem Sinne bin ich glücklich über den Wahlausgang und gleichzeitig froh, wenn das Thema wieder in den Hintergrund tritt. Denn erst wenn dies der Fall ist, fühl ich mich nicht mehr so "unnormal". 

 

Anbei ein paar Sätze, die ich oft höre. Und die sind (glaube ich) nicht mal böse gemeint:

  • "Du bist lesbisch? Echt? Du siehst garnicht so aus!"
  • "Ah, du bist lesbisch...das hat meine Tante auch!"
  • "Du bist lesbisch? Mein Onkel (o.ä.) ist auch schwul. Aber der ist echt nett!" 

 

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