Regretting Motherhood - Darf man das?

Die Studie einer israelitischen Soziologin machte Schlagzeilen, weil sie etwas zeigte, was es laut Naturgesetz nicht geben darf: Mütter, die ihre Mutterschaft bereuen. 

Und ich frage mich, ob nicht gerade das gesellschaftliche Bild der Mutter einige Mütter in diese Haltung treibt. Als Pädagogin, die ich mit Müttern und ihren Babys/Kleinkindern arbeite, fällt mir immer wieder auf: Dass die Kinder einen manchmal nerven, einen so richtig auf die Palme bringen, man Gefühle ihnen gegenüber hat, die man gerne nicht hätte usw., das darf nicht ausgesprochen werden. 

Gerade als frischgebackene Mutter soll einem die Sonne aus dem Hintern scheinen. 24 Stunden am Tag, am besten 18 Jahre lang, weil man nun das Wunder des Heranwachsens erleben darf. Dass dieses Wunder bisweilen megaanstrengend ist, einen physisch und psychisch an seine Grenzen bringt, man sich auch mal nach einer Zeit ohne Kind sehnt und sich fragt, warum man nochmal Kinder wollte, ohne sie hätte man sich doch auch ein schönes Leben machen können, das trauen sich die wenigsten auszusprechen. 

Ein schönes Beispiel hierfür: In einem meiner Kurse fällt ein Baby um und schreit. Die Mutter ist panisch, ich beruhige sie. Ihr steigen die Tränen in die Augen. Und es ist ganz klar, dass dies nicht wegen des umgefallenen Kindes ist. Ich sage zu ihr: "Ist alles grad ein bisschen viel, oder?" Und sie schaut mich ganz entschuldigend, fast peinlich berührt an und sagt: " Ja, aber das wollten wir ja auch, da sind wir ja selbst schuld!"

 

Klar wollten zumindest die meisten Mütter das - ein Leben mit Kindern! Aber das widerspricht sich meiner Meinung nach nicht: Ich kann das Leben mit meinen Kindern lieben und ich kann mir gleichzeitig wünschen, ich hätte noch einmal ein Wochenende ohne sie: ausschlafen, rumtrödeln, Ruhe, Hobbys nachgehen. Kein Dauerpräsent-Sein, kein "Mamaaaa, Mamaaaa" im Ohr... 

 

Wenn man vielleicht auch öfter mal als Mutter sagen dürfte: "Grad find ichs Mama-Sein echt doof", dann bräuchte man vielleicht gar nicht die ganze Entscheidung zur Mutterschaft bereuen. 

 

Ich zumindest kann sagen, dass ich gerade die Anfangszeit mit unserer Pflegetochter eher hart als schön fand. Von jetzt auf gleich raus aus dem Beruf und rein in die Elternzeit. Ich war unglaublich stolz, Mutter dieses Prachtmädchens sein zu dürfen, gleichzeitig war ich müde, allein und komplett fremdbestimmt und habe mich des öfteren gefragt, warum ich das nochmal so sehr wollte:-)

Ja, auch heute gibt es die Momente, wo ich unsere kinderlosen Freunde um ihre Freiheit beneide. Ich sage immer: seit ich ein Kind habe, weiß ich auch, warum manche keins wollen;-) Nein, ich bereue meine Mutterschaft nicht. Ein Leben ohne Kind war und ist nie eine Option für mein Leben gewesen. Und trotzdem freue ich mich auch auf die Zeit, wo die eigenen Freiheiten wieder größer werden. (Und dann werde ich wahrscheinlich furchtbar der Zeit, in der das Kind so klein und knuddelig war, nachtrauern...)

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